Der Begriff „Kanacke“ hat seine Wurzeln in der kolonial-rassistischen Rhetorik des 19. Jahrhunderts, die während der Kolonisation von Ozeanien, insbesondere in Regionen wie Neukaledonien und Polynesien, verbreitet wurde. Er entstand aus einer ethnozentrischen Sicht, die indigene Völker in den Pazifikinseln als primitiv und minderwertig betrachtete. Ursprünglich als Schimpfwort verwendet, entstand die Bezeichnung durch britische Seefahrer, die im Rahmen des Sklavenhandels und der blackbirding-Praxis die hawaiianische Bezeichnung „kanaka maoli“ ummünzten. Der Begriff war somit ein Geusenwort, das dazu diente, die Identität und Kulturen der indigenen Völker herabzusetzen. Mit der Zeit und insbesondere durch literarische Beiträge wie von Feridun Zaimoglu hat der Begriff jedoch eine positive Umdeutung erfahren, wodurch er von einigen als Mittel zur Selbstbezeichnung und Anerkennung ihrer kulturellen Identität genutzt wird. Die Entwicklungen des Begriffs sind eng verbunden mit den historischen Hintergründen des Sklavenhandels und der kolonialen Expansion in Südosteuropa und darüber hinaus.
Verwendung und Bedeutungswandel von Kanake
Die Bedeutung von „Kanake“ hat sich im Laufe der Zeit stark verändert und wird in verschiedenen Kontexten unterschiedlich verwendet. Ursprünglich als kolonial-rassistischer Neologismus aus der Kolonisation von Neukaledonien und anderen Ozeanien-Regionen entstanden, wurde das Wort häufig als abwertendes Wort betrachtet, das Migranten, insbesondere Gastarbeiter aus Südosteuropa, dem Nahen Osten, dem Mittleren Osten und Nordafrika, kennzeichnete. Diese negative Konnotation führte dazu, dass der Begriff über Jahrzehnte hinweg stigmatisiert blieb.
In der Umgangssprache wird „Kanake“ jedoch zunehmend als Identitätsmarker innerhalb bestimmter Communitys genutzt. Gemeinsam mit dem Streben nach Vielfalt und Anerkennung in der Gesellschaft haben einige Gruppen den Begriff für sich reklamiert und versuchen, eine positive Identität daraus zu entwickeln. Dadurch wird „Kanake“ zu einem Ausdruck für Solidarität und Zusammengehörigkeit, besonders in den Kanak-Regionen und im pazifischen Raum. Dieser Bedeutungswandel zeigt, wie Begriffe durch soziale und politische Prozesse transformiert werden können und wie unterschiedliche Perspektiven das Verständnis von Identität prägen.
Gesellschaftliche Perspektiven auf den Begriff
Der Begriff ‚Kanacke‘ ist in Deutschland tief in gesellschaftlichen Diskursen verwurzelt und trägt die Last kolonial-rassistischer Assoziationen, die bis zur deutschen Kolonialexpansion in Ozeanien reichen. Als Schimpfwort für Migranten wird er oft mit einer negativen Konnotation verwendet, die die Erfahrungen post-migrantischer Perspektiven reflektiert. Die Kolonisation hat stereotype Darstellungen geschaffen, die an frühere Diskurse wie den Anti-Slawismus erinnern, bei denen Gruppen wie die Kosaken und Polacken ebenfalls abgewertet wurden.
In den 1980er- und 1990er-Jahren kam es zu einer Rückeroberung des Begriffs durch einige in der Community, inspiriert durch literarische Stimmen wie Feridun Zaimoglu, die eine positive Umdeutung anstrebten. Hierdurch wurde ‚Kanacke‘ teilweise als Selbstbezeichnung genutzt, um den historischen Kontext neu zu interpretieren. Diese Dynamik spiegelt die gesellschaftlichen Auswirkungen wider, die Migranten und ihre Nachfahren in Deutschland erleben, indem sie sich gegen diskriminierende Narrative behaupten und ein neues Identitätsbewusstsein schaffen. Der Begriff bleibt ein Spiegelbild gesellschaftlicher Spannungen und Veränderungen in der deutschen Gesellschaft.
Herausforderungen und Selbstbezeichnung in der Community
Die Bedeutung des Begriffs „Kanake“ ist stark von den Erfahrungen mit Rassismus und Diskriminierung geprägt. Für viele Menschen mit Migrationshintergrund stellt sich die Frage, ob sie sich selbst als „Kanake“ bezeichnen sollten oder ob dieser Begriff stigmatisierend bleibt. Migrationsforscher wie Mark Terkessidis haben die Diskussion um Selbstbezeichnung und Identität in der Community beleuchtet und dabei auf die Bedeutung von Begriffen wie „Geusenwort“ hingewiesen. Die Gruppe Kanak Attak kritisiert rassistische Zuschreibungen und fördert eine positive Identitätsbildung. Juristische Folgen rassistischer Diskriminierung zeigen, wie tief die gesellschaftlichen Probleme verankert sind. Kien Nghi Ha und sein Konzept der „postkolonialen Hybridität“ bieten einen Rahmen, um die kulturellen Effekte solcher Begriffe besser zu verstehen. Zudem beleuchtet das Konzept des „Postkolonialen Signifying“, wie kulturelle Identitäten und Bedeutungen im Kontext von Kolonialgeschichte und Migration verhandelt werden. Angesichts dieser Herausforderungen wird die Auseinandersetzung mit der Selbstbezeichnung in der Community immer relevanter, um ein umfassenderes Verständnis der „Bedeutung Kanacke“ zu entwickeln.